Hessenschau 20.08.2008

Dekan wegen Segnung Schwuler abgesetzt

{mosimage}Der katholische Bezirksdekan von Wetzlar, Peter Kollas, ist vom Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst des Amtes enthoben worden, nachdem er eine homosexuelle Beziehung gesegnet hatte. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass die katholische Kirche solche Lebensgemeinschaften der Ehe gleichstelle, begründete der Bischof seine Entscheidung. Meinungen lesen

Durch die Segnung sei ein Vertrauensverhältnis nicht mehr gegeben, begründete Tebartz-van-Elst seine Entscheidung. Weiter sagte er, jeder Gläubige sei "verpflichtet, gegen die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften Einspruch zu erheben."

Stein des Anstoßes ist eine Zeremonie, die am vergangenen Freitag im Wetzlarer Dom stattfand. Der Vorsitzende des Fördervereins "Wetzlar - Stadt der Optik", Prof. Jürgen Erbach, hatte seinen langjährigen Lebenspartner auf dem Standesamt geheiratet. Die Trauansprache hielt kein Geringerer als Oberbürgermeister Jürgen Dette (FDP). Nach der Trauung zog die Festgesellschaft aus rund 150 Personen, darunter auch ein evangelischer Geistlicher, in den Dom. Dort segnete Kollas die Frischvermählten. Später habe es Proteste von katholischen und evangelischen Christen gegeben, so das Bistum.
 
Seelsorge ja, aber keine Anerkennung
Ein Bistumssprecher betonte, eine Segnung eingetragener Lebenspartnerschaften durch katholische Seelsorger sei nicht möglich. Sonst könne der falsche Eindruck entstehen, dass die katholische Kirche homosexuelle Lebenspartnerschaften der Ehe gleichstelle. Die katholische Kirche sehe sich verpflichtet, so das Bistum, für homosexuelle Personen "angemessene Formen der Seelsorge" zu suchen. Nach der Lehre der Kirche könne dies jedoch in keiner Weise zur rechtlichen Anerkennung oder Segnung von homosexuellen Lebensgemeinschaften führen.

Sein Amt als Pfarrer werde Kollas behalten, hieß es. Der 55-Jährige habe sich in einem Gespräch mit dem Bischof "einsichtig" gezeigt. Er werde künftig keine Segenshandlungen für eingetragene Lebenspartnerschaften mehr vornehmen, so wie er das auch zuvor nie getan habe. Laut Bistum soll in den nächsten Tagen ein kommissarischer Bezirksdekan für den Bezirk Wetzlar des Bistums Limburg ernannt werden, der das notwendige Vertrauen des Bischofs genieße. Bezirksdekane, so das Bistum, seien Vertreter des Bischofs in den Bezirken. 
 
{mosimage}Paar und Dekanat geschockt
Bestürzt zeigte sich am Mittwoch das gesegnete Paar. "Wir wollten der katholischen Kirche und Pfarrer Kollas keinen Schaden zufügen", sagte Erbach. Man habe um eine Audienz beim Bischof gebeten. "Wir wünschen uns, dass er die Absetzung zurücknimmt." Die Segnung sei für sie eine Herzensangelegenheit gewesen, weil der Glaube in ihrem Leben eine Rolle spiele.

Auch das Dekanat in Wetzlar reagierte geschockt auf die Absetzung. Damit habe man nicht gerechnet, hieß es noch am Mittwochmorgen. Vor weiteren Strellungnahmen wolle man aber eine außerordentliche Synodalratssitzung am Abend abwarten, auf der die Entscheidung erklärt werden soll.
 
Grüne: Gesellschaftliche Realität anerkennen
Die Grünen kritisierten den Bischof. Sie appellierten an Tebartz-van Elst, sich der gesellschaftlichen Realität zu stellen, so wie Kollas dies getan habe. "Es ehrt Peter Kollas, dass er auch dieser Liebe den Segen der Kirche nicht verwehrt hat." Grünen-Geschäftsführer Kai Klose erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die katholische Kirche eine solche kategorische Verweigerungshaltung noch vor nicht allzu langer Zeit auch bei Geschiedenen eingenommen habe, inzwischen aber davon abgerückt sei.